Schmerzzentrum am Kunstmuseum Basel AG
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Rheumatoide Erkrankungen
Schmerzmedizin bei Rheuma
Interview mit Dr. Amjad Mallisho
Frage: Was ist Rheuma? Genetisch vererbbar? Vom Lebensstil abhängig?
Antwort Dr. Mallisho: Rheumatoide Arthritis ist eine entzündliche Gelenkserkrankung, die am weitesten verbreitet ist. Es ist Immunerkrankung, die auch jüngere Patienten betrifft; eine genetische Prädisposition kann gemeinsam mit vorhergehenden Erkrankungen zu Rheuma führen. Vom Rheumatyp «Lupus», dem Systemischen Lupus erythematodes (SLE), sind in der Schweiz ungefähr 30 von 100.000 Einwohnern betroffen. Etwa 90 % davon sind Frauen. Etwa 0,03% der Bevölkerung oder rund 2400 Personen sind in der Schweiz davon betroffen. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten.
Bei 80 % der Betroffenen beginnt sie jedoch zwischen dem 16. und dem 45. Lebensjahr.
Ist beim Patienten mittels Laborwerte Rheuma diagnostiziert, kann der Patient auch unter anderen Beschwerden wie Gefäss- oder Magenerkrankungen leiden.
Die erste Anlaufstelle für Patienten ist in der Regel der Hausarzt. Dieser stellt dem Patienten die Überweisung zum Rheumatologen. Rheumatologen lassen bestimmte Laborwerte untersuchen, aus diesen sich die definitive Diagnose ableitet, wenn das Krankheitsbild mit den Laborwerten übereinstimmt.
Frage: Welche Formen von Rheuma sehen Sie im Schmerzzentrum bei Ihren Patienten am häufigsten?
Antwort Dr. Mallisho: Patienten, die zu mir in`s Schmerzzentrum kommen, sind in der Regel Patienten, die bereits einen Rheumatologen konsultiert haben, sich Ihre aber Schmerzen nicht verringern oder gar verschlechtern. Sie haben gemischte Beschwerden, die nicht nur unbedingt auf eine Rheumaerkrankung zurück zu führen sind. Da Ihre Laborwerte ausserdem unauffällig oder nicht ganz eindeutig sind, kann Ihnen der Rheumatologe keine definitive Rheumadiagnose stellen. Die Rheumatologen empfehlen deshalb den Patienten an dieser Stelle, den Krankheitsverlauf zu beobachten und Ihren Rheumatologen in Zukunft aufzusuchen.
Wenn die vom Rheumatologen verschriebenen Schmerzmittel keine Linderung bringen, kann die Schmerzmedizin den Patienten in dieser Periode helfen. Beispielsweise kann Ihnen die Schmerzmedizin dabei helfen, Ihre Schmerzen zu differenzieren, so dass die Patienten die unterschiedlichen Schmerzen voneinander unterscheiden und besser erkennen können.
Die Patienten, die zu mir in`s Schmerzzentrum kommen, haben in der Regel gemischte Beschwerden beispielsweise im Bereich der Wirbelsäule. Sie leiden an Rücken- oder Hüftschmerzen. Unspezifische Rückenschmerzen sehen wir ebenfalls häufig in unserer Praxis. Patienten mit ausschliesslich entzündlichen Gelenksbeschwerden bleiben beim Rheumatologen.
Rheuma kann fast alle Gelenke im Körper betreffen. Im Anfangsstadium von Rheumatoide Arthritis sind z. B vor Allem Schmerzen in den Fingern betroffen. Diese Patienten leiden oft an chronischen Schmerzen.
Frage: Gibt es eine Anleitung oder Faustregel für erste Anzeichen für Rheuma? Und was empfehlen Sie, zu tun, wenn ich als Patient diese Anzeichen spüre?
Antwort Dr. Mallisho: Ich empfehle den Patienten, auf die Art der Beschwerden und die Frequenzen der Beschwerden zu achten. Wenn zudem die Laborwerte zum Krankheitsbild zum Blutbild passen, ist es wahrscheinlich, dass die Diagnose Rheuma ist.
Wenn der Patient, trotz der vom Hausarzt verschriebener Schmerzmittel, kurz- bis mittelfristig keine Schmerzreduktion spürt, parallel noch keine Rheumadiagnose vom Rheumatologen vorliegt, der Patient aber weiterhin an Schmerzen leidet, empfehle ich, einen Schmerztherapeuten zu konsultieren. Schmerzspezialisten können die Beschwerden beispielsweise mit Interventioneller Schmerztherapie lindern.
Frage: Leiden die Patienten mit Rheuma an Schmerzen? Welche Therapieformen existieren, die dem Patienten helfen?
Antwort Dr. Mallisho: Häufig kommen in`s Schmerzzentrum Patienten, bei denen bereits vom Rheumatologen eine Rheumadiagnose oder aber ein Verdacht auf Rheuma vorliegt. Ihre Schmerzen halten trotz bestehender medikamentöser Therapien über einen längeren Zeitraum an, weshalb sie bei uns einen Schmerzspezialsten aufsuchen. Patienten klagen über Muskelschmerzen, die auf eine myofasziale Dysfunktion zurück zu führen sind. Die myofasziale Dysfunktion ist eine punktuelle Verhärtungen in den Muskeln und in den dazugehörigen Muskelfaszien. Hier untersuchen wir den Patient auf Weichteilschmerzen und Muskelschmerzen und schauen uns die Triggerpunkte an. Hier können wir mithilfe der Neuraltherapie oder Dry Needling die Schmerzpunkte punktuell behandeln und somit lindern. Zudem setzen wir manuelle Techniken ein, die dabei helfen, die Schmerzen zu differenzieren. Bei jedem Patienten wird eine individuelle Therapie aus Neuraltherapie, Dry Needling, manuellen Techniken oder Infusionstherapie festgelegt. Somit erlernt der Patient die einzelnen Schmerzen klarer zu lokalisieren und zu begreifen.
Bei den Therapieformen setzen wir im Schmerzzentrum auf diese bewährte Therapien:
die Neuraltherapie, das Dry Needling, die manuellen Techniken und schliesslich die Infusionstherapie.
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Die Neuraltherapie ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, bei der durch Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln, den sogenannten Lokalanästhetika, gestörte Regulationsvorgänge des autonomen (vegetativen) Nervensystems wieder normalisiert werden können.
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Das Dry Needling, das «trockene Nadeln», stammt aus der Neuraltherpaie. Beim Dry Needling werden Akupunkturnadeln in den Muskelpartien eingesetzt, in denen sogenannte Triggerpunkte vorliegen. Dry Needling ist eine wissenschaftlich erwiesene und sehr wirkungsvolle Behandlungsmethode für muskelbedingte Beschwerden.
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Manuelle Techniken oder manuelle Therapie ist ein Behandlungsansatz, bei dem Funktionsstörungen des Bewegungsapparates untersucht und behandelt werden. Der Arzt setzt vor und nach der Neuraltherapie oder dem Dry Needling spezielle Handgriff- und Mobilisationstechniken ein, bei denen Schmerzen gelindert und Bewegungsstörungebeseitigt werden. Durch die Lokalisation der Beschwerden mobilisiert, dehnt und massiert der Arzt die schmerzhafte Triggerpunkte in den Muskeln.
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Die Infusionstherapie ist eine schrittweise parenterale Zuführung von Flüssigkeiten wie Medikamenten oder Elektrolytlösungen über einen festgelegten Zeitraum. Diese Methode wird üblicherweise mittels einer Injektionsnadel durch intravenöse Zugänge durchgeführt.
Meine Empfehlung für Patienten ist es, zwischen 4 bis 6 Sitzungen der Schmerztherapien zu machen. Es gibt fast keine Nebenwirkungen, da es eine sichere Methode ist. Falls keine Wirkung nach der 3. Sitzung eintritt, empfiehlt es sich, diese Therapie abzubrechen.
Empfehlung von Dr. Amjad Mallisho zu weiterführenden Studien über Neuraltherapie bei Rheuma Erkrankungen
1) Eine randomisierte, kontrollierte Studie mit dem Titel "Effectiveness of Neural Therapy in Rheumatoid Arthritis Patients" (dt. Wirksamkeit der Neuraltherapie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis) untersucht die Auswirkungen der Neuraltherapie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verringerung der Schmerzen und eine Verbesserung der Lebensqualität bei den mit Neuraltherapie behandelten Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe.
2) Eine Studie mit dem Titel "Effects of Neural Therapy on Pain and Quality of Life in Patients with Rheumatoid Arthritis" (dt. Auswirkungen der Neuraltherapie auf Schmerzen und Lebensqualität bei Patienten mit rheumatoider Arthritis) untersucht die Auswirkungen der Neuraltherapie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Reduktion der Schmerzen und eine Verbesserung der Lebensqualität bei den behandelten Patienten.
Studien:
1. "Effectiveness of Neural Therapy in Rheumatoid Arthritis Patients"; Veröffentlichungsdatum November 2016.
2. "Effects of Neural Therapy on Pain and Quality of Life in Patients with Rheumatoid Arthritis"; Veröffentlichungsdatum August 2014.
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